Was sie von einem Einsichtsdialog-Retreat erwarten können

Einsichtsdialog-Retreats werden im Allgemeinen auf Dana-Basis (= Praxis der Großzügigkeit) angeboten. Sie beinhalten eine Kombination aus Dialogpraxis (d.h. Sprechen und Zuhören), stiller Sitzmeditation, Vorträgen über buddhistische Lehren, und Gehmeditation oder anderer achtsamer Bewegungspraxis.

Die meiste Zeit wird im Dialog praktiziert. Bei einigen Retreats werden individuelle Treffen mit dem/den Lehrer(n) zur Anleitung der Praxis angeboten. In der Regel gibt es vor dem Frühstück eine Zeit der stillen Sitzmeditation. Auch die Übungsperioden am Morgen, Nachmittag und Abend beginnen oft mit einer Periode der Sitzmeditation.

Um eine Vertiefung der Praxis zu ermöglichen, wird während Einsichtsdialog-Retreats edles Schweigen eingehalten, außer die Teilnehmenden meditieren gemeinsam im Dialog oder in Zeiten, die für Fragen und Reflexionen vorgesehen sind. Die Retreat-TeilnehmerInnen werden auch gebeten, von der Benutzung von Mobiltelefonen, Computern, Tablets und anderen Kommunikationsgeräten abzusehen. Die Retreat-TeilnehmerInnen können bei Bedarf mit dem/den Lehrer(n) und dem/der Retreat-Manager(in) kommunizieren (z.B. durch Aushängen von Notizen an einem Schwarzen Brett). Im Allgemeinen wird von den Retreat-TeilnehmernInnen erwartet, dass sie zu Beginn des Retreats ankommen, während des gesamten Retreats bleiben und pünktlich zu den Übungssitzungen kommen; wenn alternative Vorkehrungen erforderlich sind (z.B. aufgrund von Krankheit oder der Notwendigkeit der Selbstversorgung), werden die Retreat-TeilnehmerInnen gebeten, mit dem/den Lehrer(n) darüber zu kommunizieren. Grundsätzliche ethische Richtlinien sind Teil der Praxis (Rauschmittel, Sexualität und nicht-verletzende Rede).

Zu Beginn einer Praxissitzung des Einsichtsdialogs wird der Lehrer die Retreat-TeilnehmerInnen einladen, einen Meditationspartner zu finden. Der Einsichtsdialog wird am häufigsten in Dyaden (zu zweit) praktiziert, z.T. aber auch in größeren Gruppen. Während der Dialogpraxis sitzen die Meditierenden auf einem Stuhl oder Kissen einander gegenüber. Beim Sprechen und Zuhören im Dialog werden die Meditierenden ermutigt, die Augen offen zu halten, auch wenn kein ständiger Blickkontakt erwartet wird. Die RetreatteilnehmerInnen werden gebeten, alles Gesprochene vertraulich zu behandeln. Von Zeit zu Zeit kann der Lehrer/die Lehrerin eine Glocke läuten, um die Mitmeditierenden zum Schweigen einzuladen. Dies unterstützt eine Vertiefung der Achtsamkeit, Ruhe und Konzentration. Während dieser Zwischenspiele können die Kontemplationsthemen weiter entwickelt oder aufgefrischt werden, was den Meditierenden hilft, sich zu konzentrieren und tiefer in die gelebte Erfahrung der Lehre einzutauchen.

Einsichtsdialog-Retreats enden in der Regel mit Gruppenreflexionszeit und Metta-Praxis (Liebende Güte, Wohlwollen). Danach wird das edle Schweigen aufgelöst. Die TeilnehmerInnen haben beim letzten gemeinsamen Mittagessen nochmals die Möglichkeit sich auszutauschen, bevor alle das Retreat verlassen.

Bei der Überlegung, ob man an einem Einsichtsdialog-Retreat teilnehmen sollte, kann es hilfreich sein zu bedenken, dass der Einsichtsdialog weder eine Form der Psychotherapie noch eine Technik zur Verbesserung der Kommunikations- oder Beziehungsfähigkeiten ist; diese Vorteile ergeben sich ganz natürlich auf dem Weg zur menschlichen Reife und zum Erwachen. Grundsätzlich ist der Einsichtsdialog eine Meditationspraxis zur Kultivierung von Bewusstsein und Weisheit. Er zielt auf die Befreiung des Herzens-Geistes ab. Obwohl sich die Retreats des Einsichtsdialogs auf die buddhistsische Lehren stützen, sind Menschen aller Glaubensrichtungen und Hintergründe willkommen.



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